Mein Herz gehört den Kindern

Acht Fragen an Wiebke Polomka, die ein freiwilliges soziales Jahr in Südafrika leistet.

Wer bist Du ?

Hallo, mein Name ist Wiebke Polomka und ich bin 19 Jahre alt. 2015 habe ich mein Abi bestanden und habe einen Freiwilligendienst in Südafrika begonnen. Schon als kleines Mädchen bin ich mit meinen Eltern und meiner Schwester nach Afrika in den Urlaub gereist und habe den Kontinent lieben gelernt.

Seit wann bist Du SA Fan und warum ?

Dass ich ein riesiger Südafrika Fan kann ich mittlerweile vor keinem mehr verheimlichen. Seit meinem 6. Lebensjahr war ich mit meinen Eltern in verschiedenen Ländern in Afrika unterwegs. Ich werde mittlerweile schon nicht mehr gefragt wo es denn hingehen soll in den Urlaub sondern die Frage lautet eher wann geht es wieder nach Afrika.

Ich kann also sagen, dass ich schon seit früher Kindheit mit dem „Afrikafieber“ infiziert wurde, doch in den letzten Jahren hat sich meine Liebe noch verstärkt, was auch ein Grund für meinen Freiwilligendienst hier in Südafrika ist.

Was gefällt Dir an Deiner Arbeit und wie inspiriert dich SA ?

Die Mentalität und Lebensweise der Menschen hier hat mich immer beeindruckt und durch meinen Freiwilligendienst habe ich noch viel mehr Einblicke in deren Leben und Lebensweise bekommen. Ich habe gelernt, dass man auch mit wenig Geld über die Runden kommt und im Notfall „einen Plan macht“. Ebenfalls hat hier das Teilen einen ganz großen Stellenwert. Lädt man andere zu sich ein und es kommen mehr Leute als geplant, dann wird trotzdem geschaut, dass jeder etwas bekommt. Dazu kommt noch, dass Südafrika eine wunderbare und abwechslungsreiche Landschaft und Tierwelt hat.

An meiner Arbeit liebe ich besonders den Kontakt mit den Menschen hier. Ich arbeite in einem lokalen Kindergarten in einem kleinen Dorf in der North West Provinz. Morgens helfe ich im Kindergarten, nachmittags gibt es dreimal die Woche Computerunterricht für High School Schüler und einmal die Woche steht Office Arbeit an.

Mein Herz gehört meinen Kindern. Die sind die süßesten, aber auch anstrengendsten, die man sich vorstellen kann. Für die Kinder bin ich „Mama Lesego“. Lesego, das ist mein Setswana Name, den meine Kindergärtnerinnen mir gegeben haben und er bedeutet Glück und Segen. Durch den Namen fühle ich mich auch schon gleich integrierter in die Gemeinde. Auch die Kinder geben einem dieses Gefühl. Sie freuen sich jeden Morgen, wenn sie mich sehen und für sie bin ich einfach nur Mama und kein Magoa, wie die Weißen in Setswana genannt werden.

Südafrika inspiriert mich in seiner Vielfältigkeit. Jeder hier hilft jedem mit seinen Problemen und man versucht gemeinsam Lösungen zu finden. Es gibt hier so viele verschiedene Menschen und Kulturen und irgendwie schaffen sie es miteinander, wenn auch meistens eher nebeneinander zu leben.

Was könnten die Deutschen von den Südafrikanern lernen und andersherum ?

Die Deutschen können Flexibilität von den Südafrikanern lernen. Wenn etwas nicht so funktioniert wie gedacht, wird der Plan umgeworfen und ein neuer Entwickelt. Dabei ist meistens sehr viel Kreativität gefragt. Auch von der Offenheit der Menschen hier können sich die Deutschen eine Scheibe abschneiden. Hier wird man auch über drei Häuserecken und über große Straßen hinweg noch gegrüßt und gefragt wie es einem geht. Ich werde überall angesprochen und ich fühle mich hier nie anonym, wie man sich öfter in Deutschland fühlt.

Andersherum können die Südafrikaner ein wenig Vorausschau und Planungssinn von den Deutschen lernen. Viele hier können mit ihrem Gehalt nicht umgehen. Wenn sie Geld erhalten wird erst mal ordentlich gefeiert, dann Essen gekauft, Strom und Wasser bezahlt, die Schulsachen für die Kinder besorgt, Schulden abbezahlt und was man sonst noch so braucht besorgt. Ab Mitte des Monats sind die meisten dann wieder Pleite und müssen sich wieder Geld leihen.

Was sollten die Leser unbedingt über das Land wissen ?

Was die Leser unbedingt über das Land wissen sollen ist, dass hier wundervolle Menschen leben und man sich die Zeit nehmen sollte sie näher kennen zu lernen und in ihre Lebensweise eintauchen soll. Vergessen Sie mal die ganzen Tiere und die Landschaft und lassen Sie sich auf die Menschen ein. Ich kann versprechen, dass Sie nicht enttäuscht werden. Reisen Sie nicht nur an die bekannten Touristenorte, sondern probieren Sie mal kleinere Orte aus.

Was war für Dich die größte Herausforderung ?

Für mich war die größte Herausforderung in einer neuen Kultur zu leben. Die Menschen handeln hier anders und es dauert ein wenig sich damit zurecht zu finden und die Unterschiede zu akzeptieren. Am Anfang will man immer noch etwas verändern oder denkt sich in Deutschland machen wir das aber anders. Mittlerweile habe ich mich damit abgefunden, die Dinge hinzunehmen und genieße es mit den Tswanas zusammen Zeit zu verbringen.

Was gefällt Dir gar nicht ?

Was mir an Südafrika nicht gefällt ist die Korruption. Sie wirkt sich in alle Teile des Lebens aus. Unser Township hat andauernd dreckiges oder gar kein Wasser, die Lehrer kommen nicht in die Schule, weil sie keine Lust haben und unterbezahlt sind. Straßenbauprojekte dauern ewig, da das Geld immer mal wieder Weg ist oder an die falschen Stellen wandert. Seit einem Jahr wird auf der Strecke, die zur nächst größeren Stadt führt gebaut und die Straße ist immer noch nicht besser geworden. Die Menschen in den hohen Politikämtern sitzen, die sich eigentlich um das Wohl des Volkes besorgt sein sollten, sind aber nur um ihr eigenes Wohl besorgt und stopfen sich die Taschen voll.

Hast Du einen SA Geheimtipp für unsere Leser ?

Mein Südafrika Geheimtipp ist Groot Marico, meine zweite Heimat. Das Dorf liegt an der N4 zwischen Rustenburg und Zeerust, auf dem Weg nach Botswana.

Hier kann man Kultur hautnah erleben. Wir haben lokale Musik und Tanzgruppen, die gerne ihr Können zeigen. Auch Naturliebhaber können hier prima wandern gehen oder den Marico River genießen. Was auch eine Tradition ist hier, ist das Mampoer Tasting. Mampoer ist ein sehr starker Schnaps, der hier in der Gegend gebraut wird, ich kann wenn aber eher den Likör empfehlen an Stelle des puren Mampoers.

Ansonsten kann man sich einfach zurück lehnen und die Magie dieser Gegend genießen!

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