Geheimtipp mit Kindern in Botswana – der Kgalagadi Transfrontier National Park
Es sind genau diese Momente, die uns für lange in Erinnerung bleiben werden. Wir wachen morgens in unseren kleinen Dachzelten auf, schauen aus dem Zelteingang und langsam schweift unser Blick über Sand, Gräser und Kameldornbäume zu einem sich von rosa ins orange färbenden Horizont. Auf dem noch morgentraufrischen Boden erkennen wir Spuren im Sand. Ein paar kreuzen unseren Lagerplatz, andere verlaufen sich auf dem Pfad, der zu einer Salzpfanne hinab führt.
Die ersten Gemsböcke und Kudus stehen dort einträchtig zusammen und scharren gemächlich in den wenigen Stellen, die noch etwas Wasser versprechen. Von rechts wagt sich eine Horde Springböcke auf den aufgeworfenen Boden. Sie blicken nervös um sich, auf der Lauer vor dem König der Savanne. Für die Löwen sind diese Salzpfannen ein einfaches Beuterevier. Es gilt nur geduldig zu warten, denn in der Morgendämmerung verlassen Oryx, Gemsbock, Antilope, Ducker oder Wasserböcke ihren Rastplatz der Nacht um hier ihren ersten Durst des Tages zu löschen.
Im Dreiländereck Südafrika, Botswana, Namibia
Wir befinden uns im Kgalagadi Transfrontier National Park, dem ersten grenzüberschreitenden „Friedens-Park“ des afrikanischen Kontinents. Mit einer Ausdehnung, die der Fläche Baden-Württembergs entspricht, entstand er 1999 aus dem Kalahari National Park im nördlichsten Zipfel Südafrikas und dem dreimal so großen Kalahari Gemsbok National Park auf der Seite Botswanas. Während der südafrikanische Teil infrastrukturell gut ausgebaut ist, wurde der Teil in Botswana überhaupt erst nach 1999 für die Öffentlichkeit zugänglich und birgt eine noch immer nahezu unerschlossene Wildnis.
Wir starteten unser Reiseabenteuer auf der südafrikanischen Seite. Twee Revieren und Nossob sind zwei Camps entlang des offenen Grenzverlaufs nach Botswana. Gerade Nossob ist als Startpunkt zu empfehlen, denn wir sind mit unseren Kindern Florian, 6 Jahre und Fabian, 3 Jahre unterwegs. Diesmal reisen wir mit unseren Kindern das erste Mal in einen offenen Park, in dem es keine Zäune und keine Ranger gibt, die uns abends, nachts und in der Morgendämmerung beschützen.
Inzwischen kommen die ersten Sonnenstrahlen über den Horizont und wärmen das Innere unserer Dachzelte auf. Extreme Temperaturunterschiede kennzeichnen diesen südlichen Teil der Kalahari. Zwischen Oktober und April wird es tagsüber heiß (bis über 40°C) und bleibt nachts relativ mild. In unserer Reisezeit ab Mai bis September wird es sehr rocken mit stark sinkenden Temperaturen vor allem nachts (mit Frostgefahr). Die kalten Monate bieten aber die besseren Chancen ausreichend Wild zu beobachten, weil sich das Wild an den Salzpfannen und Flussbetten sammelt und auch tagsüber auf die Jagd geht. Da nehmen wir die kühleren Nächte gerne in Kauf.
Aus dem Nachbarzelt hört man inzwischen die ersten Geräusche. Florian und Fabian sind aufgewacht und voller Energie für einen neuen Tag. Spätestens jetzt ist es vorbei mit der „besonderen Stille“. Nur das Beobachten der wilden Tiere lässt sie noch für die nächste halbe Stunde innehalten. Der Ausblick von oben, aus den Dachzelten, gibt den Blick frei über Büsche und Gräser bis hin zur Salzpfanne. Wenn dazu noch die Füße im warmen Schlafsack stecken ist es perfekt. Mit Feldstecher ausgerüstet spielen die Zwei „heiteres Tiere“ raten.
Besondere Atmosphäre für Familien
Überraschender Weise kommt die endlose Weite, Einsamkeit und Kargheit des Kgalagadi Transfrontier National Parks dem Reisen mit Kindern besonders entgegen. Nur ohne Eile kann man diese Welt erfahren und nur genaues Beobachten eröffnet einem die Schönheit der Natur. Die Kameldornakazie mit ihren Hülsenfrüchten, deren ausladenden Äste in der Mittagshitze Schatten spenden. Oder die Buschhörnchen, die nur in Gruppen auftauchen, in der Sonne sitzen und sich gegenseitig putzen. Wahrzeichen und zahlreichster Vertreter der Tiere der Kalahari ist die Oryxantilope, von den Einheimischen Gemsbock genannt. Der schwarz/weiß gemusterte Kopf, die lanzengeraden, gerillten Hörner und die Größe verschaffen der Antilopenart eine sehr imposante Statur. Das Besondere: Die Kalahari ist hier ein Halbwüste, ein grenzenloser Sandkasten also, in dem Kinder jederzeit und an jedem Ort alle nur erdenklichen Hügel und Strassen bauen können.
Nach dem Frühstück geht weiter Richtung Westen zur Mabuasehube Salzpfanne. Es sind nur 30 bis 40 Kilometer die man pro Stunde in diesem Teil der Kalahari schafft. Die „public road“ ist nur für 4×4 Fahrzeuge zugelassen und gut zu erkennen, aber die Sandpiste ist an manchen Stellen bereits tief eingegraben. Bereits am Eingangstor zum Park haben wir den Druck der Reifen auf 1,5 Bar abgesengt und so zusammen mit dem Vierrad Antrieb genug „Grip“ für alle Offroad Herausforderungen. Auf dem Weg liegen einige der für diesen Teil Afrikas so bekannten und wunderschönen roten Sanddünen. Sie gilt es zu umfahren oder mit Schwung den Dünenkamm zu nehmen. Oben angekommen bietet sich wieder ein unvergleichlicher Ausblick in die Weiten der Kalahri. So weit das Auge reicht, ……… die sich am Horizont mit dem strahlenden Blau des Himmels vereinen. Danach gilt es auf der anderen Seite langsam herunter zu gleiten. Ein Jauchzen geht bei diesen Abfahrten durch den Wagen, für die beiden Jungs ein Heidenspaß.
Löwen bei der größten Salzpfanne
Am späten Nachmittag kommen wir an der größten Salzpfanne, der Mabuasehube Pan an. Diesmal haben wir einen offiziellen Rastplatz für die Nacht reserviert. Mit Fördermitteln der europäischen Union sind ein paar Zeltplätze entstanden, die sogar über fließend Wasser und Duscheinrichtungen verfügen. Wobei Zeltplatz relativ ist, denn wo wir unseren Jeep abstellen und die Dachzelte aufbauen, werden in Europa mindestens 10 Camper untergebracht. Und an dieser Salzpfanne gibt es davon nur drei Plätze. Also eigentlich Platz genug, wenn da nicht unsere Zeltnachbarn herangeeilt kämen. Sie warnen uns vor zwei Löwen, die in der vergangenen Nacht durchs Lager gestreift sind. „Sie haben mit unsren Campingstühlen gespielt. Also packt lieber alles weg bevor ihr in die Zelte steigt.“ warnen sie uns. Dass wir zwei kleine Kinder dabei haben spielt keine Rolle, denn ihre Tochter hat sich längst zu unseren Jungs gesellt und erzählt ihre Version der Nacht mit den Löwen. „Gebrüllt haben sie“ und „unsere Handtücher von der Leine gerissen, aber Angst habe sie keine gehabt. Sie war ja sicher im Zelt.“ Beeindruckt schauen meine zwei Jungs zu dem Zelt, dass das kleine Mädchen ihnen zeigt. Es ist ein Bodenzelt.
Anreise: Wer mit den Kindern entspannt in dem Kgalagadi Transfrontier National ankommen möchte, dem empfehlen wir einen Flug über Nacht zu wählen. Zum Beispiel mit LTU direkt nach Kapstadt ab 700 Euro pro Person. Kinder und Kleinkinder zahlen weniger. (ca. 30% Rabatt). Unterwegs waren wir mit einem Toyota Hiluy Double Cab mit Zelten auf dem Dach und voller Campingausrüstung. Der hatte genug Stauraum für die vier Wochen und aufgrund der erhöhten Sitzweise auch einen guten Ausblick für uns und die Kinder. Sie sind deutlich bequemer als die klassischen Landrover Modelle und ein ebenso bewährtes Arbeisttier für die Kalahri. Zu mieten bei Caprivicarhire unter www.caprivicarhire.de ab ca.100 Euro pro Tag.
Unsere Route führte uns von Kapstadt über die Cedarberge, durch das Namaqualand in den Norden.
Unterkunft: Es macht Sinn sich ein paar Tage in Kapstadt einzugewöhnen und die wunderschöne Stadt am Fusse der Tafelberge anzuschauen. Sehr schöne Häuser zu mieten gibt es in Kapstadt, Camps Bay und Umgebung unter http://www.rentalsincapetwon.com
Wichtige Adressen im Kgalagadi Transfrontier National, dennn es empfiehlt sich vorher zu reservieren:
Im südafrikanischen Teil kann man in den Camps Twee Revieren, Mata Mata und Nossob über die South African National Parks reservieren. http://www.sanparks.org
Die notwendige Reservierung der Campsites auf den von uns besuchten Plätze in Botswana sind nur per Fax an die Botswana Reservation Office in Gabarone zu richten. Fax Nr.: + 267 3180775
Thema Sicherheit: Mit Kindern zu verreisen heißt auch, sich mehr Gedanken über die Sicherheit oder eventuelle ärztliche Versorgung zu machen. Üblichweise empfiehlt es sich nicht nachts oder nach Einbruch der Dunkelheit im Auto zu fahren, wovon uns aber sowieso der Rhythmus der Kinder abgehalten hat. Natürlich muss man inmitten der Wildnis ein besonderes Auge auf die Kinder haben, speziell bei Einbruch der Dunkelheit. Das bedeutet, am Nachmittag den Standplatz aufsuchen, rechtzeitig zu Abend essen und bei kleinen Kindern vor Einbruch der Dunkelheit bettfertig sein. Wir haben auch immer abwechselnd umzäunte und offene Camps aufgesucht, damit die Jungs genügend Möglichkeit haben sich wieder frei zu bewegen.