Mein Name ist Claudia C. und ich bin eine der Gastautoren des wilden Afrika Blogs. Mein Schwerpunkt liegt auf Namibia.
Ich hatte schon immer vor, ein Projekt in Afrika caritativ zu unterstützen.
Als ich letztes Jahr im Februar eine Township Tour in Mondesa/Swakopmund machte, bot sich diese Gelegenheit. Während der Tour fuhren wir zur Herero Dame Gloria Zatjirua in Mondesa, die das Day Care Center in privater Initiative leitet. Sie betreut und versorgt dort derzeit 56 Kinder im Vorschulalter, unterrichtet sie zusammen mit 3 weiteren Frauen aus dem Township und kocht auch für die Kinder, die sich selber kein Essen mitbringen können.
Gloria und ich kamen schnell ins Gespräch und sie bat mich um Hilfe. Finanzielle Unterstützung erhält sie über die Township Touren ansonsten wird alles privat organisiert, wer Geld hat zahlt einen kleinen Beitrag. Zunächst versuchte ich Unterstützung über den Social Responsibility Fund unserer Firma zu bekommen aber dies war leider nicht möglich. Auch hatte das Sonnenkinderprojekt keine Kapazitäten um hier tätig werden zu können und so beschloss ich, privat mit Spenden zu helfen.
Als ich im September 2018 wieder nach Namibia reiste, hatte ich bereits über 800 Euro gesammelt und konnte auch Kinderkleidung und Fußballtrikots mitnehmen. Ich traf Gloria wieder im Township und überreichte ihr das Geld und die Kinderkleidung. Sie war überglücklich und begann kurz darauf, die geplante Einfriedung ihres Grundstückes zu bauen, damit die Kinder nicht mehr auf die Straße laufen und sicher bei ihr untergebracht sind. Die Fußballtrikots brachte ich direkt zu Raymond, einem ehrenamtlichen Fußballcoach in Mondesa und die Jungs hatten richtig Spaß als sie den Koffer auspackten.
Wieder zu Hause, ging es weiter mit meiner Aktion.
Zu Hause setzte ich meine Spendenaktion fort, sammelte weiterhin Kinderkleidung und Geld und reiste im Frühjahr 2019 wieder damit nach Namibia. Mit dem Spendengeld konnte Gloria die Einfriedung fortsetzen und die Kinderkleidung fand wieder reißenden Absatz. Auch wurde eine Schaukel aufgestellt und für die Kinder konnte sie Schulbedarf kaufen.
Da ich im Kollegen und Freundeskreis immer wieder viel Werbung für diese Aktion machte und erzählte, wie die Leute in Mondesa leben, wurde ich von einer Kollegin vorgeschlagen als ein Aufruf kam, sich mit seinem ehrenamtlichen Projekt für das Bürgerfest des Bundespräsidenten zu melden. Ich reichte meine Bewerbung ein und wurde von der Jury unserer Firma ausgewählt, mit einer Begleitperson am 30.8.2019 nach Berlin zu reisen um dort am Bürgerfest teilzunehmen.
Für mich war es keine Frage wen ich mitnehmen möchte. Gloria natürlich, die die ganze Arbeit vor Ort macht und der diese Ehre genauso gebührt wie mir.
Gesagt getan, ich klärte erst per Whatsapp mit ihr ab ob es in ihrem Sinne ist, die weite Reise nach Deutschland anzutreten und ob sie für diese Zeit eine Vertretung im Day Care Center einrichten kann.
Gloria war sofort völlig aus dem Häuschen. Eine Reise nach Deutschland ist ihr Traum und sie war zunächst total erschlagen. Dann begannen wir mit der Organisation. Zunächst musste ich die Kostenübernahme klären und Gloria einen Reisepass beantragen.
Während sie mehrmals ins Büro der Stadtverwaltung nach Swakopmund musste um alle Dokumente beizubringen, verschickte ich einen Spendenaufruf an Freunde und Kollegen um die Kosten für den Flug zu decken. Nach langem Warten auf den Reisepass (zwischenzeitlich waren die Daten da aber es gab kein Papier zum Drucken) war der Pass endlich fertig und die erste bürokratische Hürde genommen. Mein Spendenaufruf fand großen Anklang und innerhalb eines Tages hatte ich bereits das Geld für Hin- und Rückflug zusammen. Ich besprach mit Gloria das Reisedatum und wir beschlossen einen zweiwöchigen Aufenthalt vom 26.8. bis 8.9., den Flug konnte ich entsprechend buchen und dann ging der Kampf mit der Bürokratie in die zweite Runde. Das Visum muss in der Deutsche Botschaft in Windhoek beantragt werden. Mir wurde bereits beim Lesen etwas flau aufgrund der Vielzahl an Dokumenten, die Gloria zur Beantragung eines Schengen Visums vorlegen soll. Vom Reisepass über ein biometrisches Foto, proof of residence, re-entry permit, Bankbescheinigung, Reiseversicherung, Invitation Letter sowie alle Dokumente ihre Reise und den Aufenthalt betreffend inkl. Kostenübernahme fingen wir an, alles zusammenzutragen.
Parallel dazu überwies ich schon einmal einen kleinen Betrag damit Gloria alle Kosten decken konnte. Allein das Visum kostet 60 Euro, was ich persönlich beschämend finde, da wir als deutsche Touristen kostenlos nach Namibia einreisen können und lediglich am Flughafen einen Stempel im Reisepass benötigen. Solche Beträge sind für Einheimische, die womöglich noch in einem Township leben, ein kleines Vermögen.
Nach knapp einer Woche hatten wir alle Dokumente beisammen und heute ist Gloria unterwegs ins 350km entfernte Windhoek um morgen, am 7.8. den Termin, den ich online für sie vereinbart habe, in der Deutschen Botschaft wahrzunehmen und das Visum zu beantragen. Wenn alles so klappt wie wir es uns wünschen, sitzt sie am 25.8. in der Air Namibia Maschine nach Frankfurt und tritt die größte Reise ihres Lebens an.
Gloria auf dem Weg nach Deutschland
Vorletztes Wochenende hat sie bereits ihr Heimatdorf in der Nähe von Omaruru besucht um sich von ihrer Familie zu verabschieden. Gemäß der Herero Tradition sollen Reisende, die ihr Heimatland verlassen, noch zwei Nächte im Haus ihrer Ahnen verbringen um für die Reise gesegnet zu sein.
Ich freue mich riesig, Gloria bald in Frankfurt abholen zu können. Wohnen wird sie bei mir im Rheinland und wir haben schon ein kleines Programm ausgearbeitet für die Zeit in Deutschland.
Am Wochenende ihrer Anreise findet in Neuss das große Schützenfest statt. Ein Besuch auf der Kirmes steht an und dort kann sie dem bunten Treiben einmal zusehen und die ersten lokalen Spezialitäten probieren. In der Woche vor der Berlin Reise werden wir ein Frühstück in der Kantine meiner Firma organisieren, da sich Gloria bei allen die sie so wundervoll unterstützen, persönlich bedanken möchte. Des Weiteren steht ein IT Training an, das sie sich gewünscht hat. Einer meiner Bekannten ist IT Spezialist und bereitet gerade einen Laptop vor, den er ihr schenken möchte, damit sie zu Hause etwas professioneller arbeiten kann.
Vor unserer Reise nach Berlin gönnen wir uns auch eine kleine Kosmetik-Auszeit und lassen Hände und Füße pflegen, auf dieses Verwöhn – Programm freut sich Gloria sehr, es ist unser persönlicher Girls-Day.
Dann steht das Berlin Wochenende an und wir fliegen freitags in die Hauptstadt und gehen nachmittags zum Bürgerfest. Samstags ist Sightseeing angesagt bevor wir am Spätnachmittag wieder zurück nach Düsseldorf fliegen.
In der Woche nach Berlin haben wir noch Düsseldorf und Köln auf dem Programm sowie einen Kindergarten Tag, den sich Gloria ebenfalls gewünscht hat. Sie möchte sehen, wie hier die Kinder betreut werden und Kontakte knüpfen.
Zum Abschluss ihres Aufenthaltes bereiten wir zusammen noch einen Tag der offenen Tür bei mir vor um Freunde und Kollegen einzuladen, die sich bei Gloria über ihr Projekt erkundigen können und an dem wir weitere Spenden sammeln.
Alles in allem also ein großes Programm, auf das wir uns wahnsinnig freuen und Zeit zum Reden, Ausruhen und für spontane Unternehmungen bleibt auch.
Ich bin sehr gespannt, wie ihr Deutschland gefällt, was sie aus der Heimat vermisst und wie der Aufenthalt hier sich weiter auf die Unterstützung ihres Projektes auswirkt.
Es ist auf jeden Fall ein großartiges Erlebnis, über fast 9000 km hinweg für eine gemeinsame Sache zusammenzustehen, sich einzusetzen und immer mehr Menschen darüber zu informieren und kennenzulernen. Grenzen in den Köpfen bestehen hier nicht, hier zählt Menschlichkeit, Herz, Verständnis und Großzügigkeit und das macht das Ganze aus.
Ich kann nur jeden ermutigen, einmal in seinem Umfeld zu schauen was machbar ist. Es müssen ja nicht immer ferne Länder sein auch hier besteht Bedarf an ehrenamtlicher Tätigkeit und es bringt so viel Freude und Wärme in unsere Welt von der wir alle profitieren.
Gerne berichte ich demnächst von Glorias großer Reise nach Deutschland.
Wer hier unterstützen möchte, kann sich gerne bei mir melden.
Eure Claudia