Ich bin der festen Überzeugung, dass Leute, die Kapstadt besuchen, auch ein Township sehen sollten, einfach um sich ein vollständiges Bild des Landes zu machen. Ich weiß, dass viele Besucher skeptisch sind und denken, dass es voyeuristisch ist, im Bus durch die Straßen zu fahren und Bilder von den Armen Südafrikas zu knipsen. Und das ist es auch nicht. Ich las von einem Anbieter im Kapstadt Magazin, als ich den Ausflug für meine Mädels und mich plante. Townships kennen wir Touristen nur vom Vorbeifahren. Das sollte sich, meiner Meinung nach, ändern.
Ich fragte eine Tour, inklusive Gottesdienst mit Gospelchor, bei Camissa an. Prompt kam die Rückmeldung. Am verabredeten Termin würden wir an unserer Ferienwohnung abgeholt. Sam war pünktlich (nach afrikanischer Zeitrechnung) und erklärte uns alles was wir wissen sollten und wollten. Besonders bewegt hat mich die Geschichte um den District Six. Ein Stadtteil von Kapstadt und eines der größten Mahnmale der Apartheidzeit.
Dann ging es mit dem Minibus direkt Richtung Township. Wir hatten eine große Tüte, mit Kleidung unserer eigenen Kinder, dabei. Das hatten wir vorher mit Sam abgesprochen. Die Sachen gehen direkt an die Kirchengemeinde, dort werden dann die Sachen an Bedürftige weitergegeben. Inmitten der Township gab es immer wieder solide Häuser, die durch einen Zaun geschützt waren. Sam erklärte uns, dass es auch hier Unterschiede zwischen den Bewohnern gibt. Manche waren zu mehr Geld gekommen. Aber deshalb wegziehen aus ihrer Gemeinde? Das kam nicht in Frage, sondern eher einzäunen als Schutz. Ich fand das etwas seltsam. Nicht,dass die Menschen bleiben. Sondern dass sie sich in ihrer eigenen Gemeinde, in der sie aufgewachsen sind, nun auch schützen muss.
Besonders amüsiert haben uns der Friseurladen und die „Arztpraxen“. Werbung wie: Trouble Marriages oder Penis errection power size ließ den Raum für die wildesten Spekulationen. Verständlicherweise, aus Gründen der Schweigepflicht, möchte ich hier nicht näher darauf eingehen.
Wir hatten durch Sam auch die Möglichkeit eines der Häuser zu besuchen. Ein winziger Raum, bewohnt von einer Familie mit 5 Kindern. Das lässt einen schon ins Grübeln kommen. Ich bin generell ein positiv denkender Mensch. Hier wird uns wieder mal bewusst, auf welchen Niveau, bei uns gejammert wird. Natürlich durfte danach der obligatorische Holzmarkt nicht fehlen. Hier haben wir uns noch mit Mitbringsel eingedeckt. Dann mahnte uns Sam zum Aufbruch.
Einem Gottesdienst beizuwohnen, war für mich etwas ganz Besonderes. Die Stimmung, der Prediger, das kommen und gehen, der Gesang- ich war eingehüllt in eine ganz besondere Atmosphäre. Teilweise schliefen die Leute, einige sprangen auf und tanzten mit, einige sangen, wieder andere waren mit ihren Handy’s beschäftigt. Für mich ein Ort der Toleranz. Man ist zusammen und lässt doch jedem seinen Raum. Am Ende wurden wir noch höflich um eine Spende gebeten. Dann ging es mit dem Minibus wieder nach Hause. Ich bin froh, diesen Tag erlebt zu haben. Manches bleibt mir fremd, anderes verstehe ich vielleicht durch Sam etwas besser. Wie auch immer, wir Mädels hatten an diesem Tag viel Gesprächsstoff miteinander!
Info zu Langa. Quelle Wikipedia
Langa ist ein Stadtteil von Kapstadt in der südafrikanischen Provinz Westkap. Er war bereits vor der Einführung des Apartheidsystems der erste Kapstädter Stadtteil, der für Schwarze geplant und errichtet wurde, und zählt somit zu den ersten Townships Südafrikas. Langa liegt rund 15 Kilometer südöstlich des Kapstädter Stadtzentrums. 2011 lebten dort auf 2,87 km² 52.401 Menschen. Im Westen wird es von der Straße Jan Smuts Drive begrenzt, im Süden von der Nationalstraße N2 und im Osten von der Schnellstraße M7. Nördlich verläuft eine Bahnstrecke. Gelegentlich wird Langa zum Gebiet Cape Flats gezählt, das jedoch erst ab den 1950er Jahren entstand.