Die Ausstellung in der Berlinischen Galerie zeigt noch bis Ende des Jahres eine überraschende künstlerische Verbindung mit dem afrikanische Kontinent.
Trommelwirbel. Verse und Reime wie eruptive Tänze. „Umba, kumba “ Rufe. Der zwischen Zürich und Berlin pendelnde „weltdada“ Richard Huelsenbeck schlägt bei seinen „Phantastischen Gebeten“ seine Zuschauer in den Bann. So etwas hatten sie bisher noch nicht gesehen. Wir schreiben das Jahr 1916. Mitten im 1. Weltkrieg. Was niemand bis dahin wusste. Sie werden Zeuge einer neuer Kunstrichtung. Dem Dadaismus.
Dada kann man nicht begreifen, Dada muss man erleben.“ Richard Huelsenbeck
Zum 100. Jubiläum der Dada Bewegung widmet sich eine Ausstellung in Berlin erstmals den Anfängen und Ursprüngen der Bewegung. Im Zentrum steht dabei die Rezeption der außereuropäischen Kulturen.
So tritt die Ausstellung in fünf Bereichen in Dialog mit Werken aus Afrika, Asien, Nordamerika und Ozeanien unter dem Titel DADA AFRIKA. Grund genug für einen Bericht auf Wildes Afrika.de
Aufgrund der damaligen kriegerischen Stimmung, die mit nationaler Selbstüberhöhung in den ersten Weltkrieg führte, brach DADA mit den überkommenen Artikulations- und Denkmustern. Die tradierten Werte des eigenen Kulturkreises wurden radikal in Frage gestellt. Das Fremde wurde als attraktiver Gegenentwurf gesehen und daraus neue künstlerische Ausdrucksformen entwickelt.
So sind dadaistische Bilder, Masken und Performances von afrikanischen Artefakten inspiriert. Kostüme, die auf Dada Events getragen wurden, greifen Elemente indigener nordamerikanischer Völker auf. Auch auf literarischer Ebene wurden die Künstler von afrikanischen und australischen Texten zu ihren Dada Gedichten angeregt.
Wir suchten eine elementare Kunst, die den Wahnsinn der Zeit heilen sollte. Hand Arp
Die Austellung findet in der neu renovierten berlinischen Galerie statt. Klare moderne Linien und eine übersichtliche Raumaufteilung hilft sich schnell eine Übersicht über die Austellung zu machen. Elf Bereiche strukturieren den vielfältigen Einfluss auf die Dadaisten und kombinieren sie nicht nur mit visuellen, sondern auch mit akustischen Eindrücken aus dieser Zeit vor 100 Jahren. Besonders die großzügige Verteilung der Kunstwerke macht es leicht, sich auf die einzelnen Artefakte zu konzentrieren und die einzelnen Tonsequenzen zu verfolgen.
Immer mit der großen Basstrommel: boum, boum, boum- drabatja mo gere drabatja mo bonooooooo. Hugo Ball
Und obwohl die Austellung natürlich Bezug auf die historische Situation nimmt und die damaligen gebräuchlichen Ausdrücke wie „primitive Kunst“, “ Art negra „, „poemes negres “ „Negerplastiken“ verwendet, wird doch sehr deutlich wie die Dadaisten sich gerade von diesen westlichen Stereotypen zu distanzieren versuchten. „Ich wollte die skrupellose und simple Verwendung, der zu dieser Zeit aus Europa überschwemmende Negerplastik anleuchten“ schrieb Hannah Höch 1918 in einem ihrer Beiträge.
Aber Achtung. Man muss Zeit mitnehmen. Die Werke haben nur Nummern und keine Beschriftungen. Dafür gibt es kostenlos ein kleines Beiheft mit den nötigen Erklärungen. Oder wie der Direktor der Galerie Thomas Köhler sagte: „Man begegnet den Werken auf Augenhöhe.“
Berlinische Galerie. Alte Jakobstrasse 124-128, Berlin Kreuzberg, noch bis 7. November 2916