Zuckerbrot und Peitsche – ein Ausflug nach McGregor

Es ist später April, also eigentlich schon am Anfang des Winters hier im Kap und dennoch brennt die Sonne unbarmherzig herunter und heizt das Tal um McGregor auf 40 Grad auf. Ich stehe auf der Main Road von McGregor mit Blick auf die Riviersonderend Mountains. Hier kamen vor zweihundert Jahren die ersten Vortrekker aus dem Kap herunter. Strapaziös muss das gewesen sein damals im Laufe des 19. Jahrhunderts, als die ersten Siedler sich aus der Kapregion aufmachten.

Blut, Schweiß und Gottes Wille

Als die Briten Ende des 18. Jahrhunderts die Macht am Kap übernahmen und 1834 die Sklaverei abschafften, verließen immer mehr der antibritischen Buren, die sich ohne schwarze Arbeitskräfte und repressiver britischen Gesetze ihrer ökonomischen Basis beraubt sahen, Farmen und Felder. Sie packten ihre Habseligkeiten auf Planwagen und stellten große Züge zusammen. Ab 1836 führte der Große Trek etwa 6.000 bis 10.000 Buren in jahrelangen Wanderungen mit Ochsenwagen ins Landesinnere.

Aus den sesshaften Bauern und Viehzüchtern der Kapregion waren Trekburen oder Voortrekker geworden. Neben den körperlichen Strapazen gab es auch natürlich auch Auseinandersetzungen mit den Einheimischen Stämmen. Den Khoi, Xhosas, Zulus oder Ndebeles. Zudem streiften damals noch zahlreiche wilde Tiere durch die Natur und machten den Vortrekk gefährlich.  Aber mit Gewehren bewaffnet und mit der Bibel in der Hand waren die Buren überzeugt, dass der Große Trek Gottes Wille sei, die Suche nach dem „gelobten Land“, vergleichbar mit der Flucht der Israeliten aus Ägypten im Alten Testament.

Die verschiedenen Bergketten stellten sich den Vortrekkern in Wellen in den Weg.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auch die Berge stellten sich den Buren in den Weg

Zuerst die Hottentots Holland Mountains östlich von Summerset West, dann eben die Riviersonderend Mountains bevor sie ins Robertson Valley kamen. McGregor wurde Mitte des 18. Jahrhunderts gegründet und rühmt sich seither damit, das hier die Zeit stehen geblieben ist. Tatsächlich hat sich wenig in McGregor verändert. Es hat sein typisches Stadtbild des 19. Jahrhunderts erhalten. Die Mainroad mit der Kirche und allen Geschäften, Kaffees und Restaurants. Davon gehen die Straßen im rechten Winkel ab, klein, ruhig und viele von ihnen nicht einmal asphaltiert. Mit seinen traditionell weiß getünchten und strohgedeckten Häusern im kapholländischen Stil strahlt es die beschauliche Ruhe eines typischen Kapdorfes aus. McGregor ist umgeben von Bergen, Naturreservaten und Weingütern. Eines davon habe ich besucht und berichte in meinem nächsten Blogbeitrag darüber was Annette und Robert Rosenbach aus Ihrem Traum gemacht haben.

Kirche von McGregor gestern
und heute

McGregor ist einen Ausflug wert.

Auf alle Fälle ist McGregor ein Zuckerstück für ein entspanntes Wochenende abseits der Hektik der Großstadt. Für mich war die Zeit für einen Ausflug ins Vrolijkheid Nature Reserve zu kurz, aber für Vogel-Beisterte und Wanderer muss es ein lohnendes Ziel sein. Bei meinem Spaziergang durch die Stadt habe ich einige kleine Kunstgallerien entdeckt und es gibt sogar ein Kulturzentrum mit Kinovorführungen und klassischen Konzerten. Atuell läuft da eine Jack Nicholson Reihe. Beim Stöbern im ortsansässigen  Museum bin ich auf eine Besonderheit gestoßen. Mit der Gründung des Ortes scheint man sich dort einen Namen als Ochsen-Peitschen-Produzent gemacht zu haben. Über 30 Jahre kamen wohl aus McGregor die weltbesten Ochsenpeitschen mit denen die unzählige Burentrekker ihre Ochsen weiter auf dem Weg ins Landesinnere antrieben.

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