Vor kurzem entdeckte ich einen neuen Südafrika Krimi, noch dazu von einer deutschen Krimiautorin. Wir haben ja schon öfter Krimis aus Südafrika vorgestellt und der südafrikanische Autor Deon Meyer ist allen Krimifans ein Begriff. Da wird es interessant einmal mehr über die deutsche Krimiautorin Joyce Summer zu erfahren und nahm Kontakt auf. Hier mein Interview mit ihr.
Wildes Afrika: Würdest Du Dich unseren Lesern kurz vorstellen?
Joyce Summer: Ich bin eine Hamburger Krimiautorin mit einem Faible für Reisen und allem was mit Wasser zu tun hat. Sei es privat beim Kajakfahren auf der Alster, Elbe und anderen Gewässern oder eben in meinen Krimis. Dementsprechend suche ich mir auch immer Handlungsorte, die am Wasser liegen. Seien es die Inseln Madeira und Malta, oder jetzt ganz neu Kapstadt und Umgebung. In meinem früheren Job als Managerin in verschiedenen Großkonzernen musste man durchaus damit rechnen, dass einem jemand beruflich das Messer in den Rücken rammt. Mittlerweile lebe ich die eigenen Mordgelüste und Fantasien lieber hauptberuflich als Autorin in schönen Krimis aus – und kann damit auch noch meinen Lesern eine Freude bereiten.
WA: Am Anfang ist die Idee. Der folgt das leere weiße Blatt. Wie kam die Inspiration zu einem Krimi aus Südafrika?
JS: Es begann alles vor fast zwei Jahren mit einem Zeitungsartikel über das Geschlecht der Regenköniginnen in Südafrika und einem Vers, der sich in meinem Kopf formte und jetzt auch am Anfang von »Tod am Kap – Captain Pieter Strauss ermittelt« steht:
»Wie kann ich machen, dass es aufhört, große Mutter?« »Du musst den Feuergeist finden, Jongetjieskind.« »Und wie kann ich ihn finden?« »Du wirst die Zeichen richtig deuten.« »Was mache ich, wenn ich ihn gefunden habe?« »Du wirst machen, dass er aufhört zu tanzen.«
Und dann ging es ganz schnell. Mein Captain Pieter Strauss stellte sich mir vor und erzählte mir von seiner Leidenschaft für Rugby, die ich übrigens teile, obwohl ich nicht aktiv spiele. Nach und nach kamen die anderen Figuren dazu und auch ein paar alte Bekannte aus früheren Büchern meldeten sich bei mir, dass sie gerne nach Südafrika wollten.
WA: Jetzt in die Tiefe gefragt. Du greifst die Dürre und die Wasserknappheit in Kapstadt auf. Was war Deine Motivation dieses Thema zu wählen?
JS: Das Thema Wasser verfolgt mich schon lange. Schon in meinem Studium – ich bin von Hause aus Chemieingenieurin – hatte ich mit dem Thema Wasseraufbereitung zu tun. Dass meine Fantasie durch die Wirklichkeit in diesem Fall so schnell eingeholt werden würde, hatte ich allerdings nicht erwartet. Die Geschichte um Wasserknappheit am Kap, alter Aberglaube und der verzweifelte Wunsch, dass es regnen würde, hatte ich schon im Sinn, bevor es Ende letzten Jahres auch in der Presse aufgegriffen wurde. Dann habe ich natürlich, während der Fertigstellung des Buches, die aktuellen Entwicklungen zum Western Cape eng verfolgt. Es ist schon sehr traurig, dass Konzerne die Möglichkeit bekommen in Regionen, in denen das Wasser so knapp ist, es auch noch abzupumpen und so den Trinkwasserspiegel noch weiter zu senken. Wenn ich mit meinem Krimi das Bewusstsein für diese Situation noch etwas schärfen kann, würde mich das sehr freuen.
WA: Was tust Du selber, im täglichen Leben, um Wasser zu sparen?
JS: Es fängt schon damit an, dass man nicht unter fließendem Wasser abwäscht. Auch muss man nicht stundenlang duschen und auch hier stelle ich beim Einseifen das Wasser ab, ebenso wie beim Händewaschen. Auch muss ich nicht jeden Tag ein frisches Handtuch oder Badetuch haben. Man kann es ruhig auch mal öfter verwenden. Das mache ich übrigens nicht nur zu Hause, sondern auch unterwegs.
WA: Was sind Deine Lieblingsplätze am Kap bzw. im Western Cape?
JS: Ich muss gestehen, ich habe eine große Schwäche für Simon’s Town und die Pinguine. Es ist zwar für den Geruchssinn nicht unbedingt ein Vergnügen, aber diese putzigen Kerlchen muss man sich einfach ansehen. Auch die Lagunenstadt Knysna mag ich sehr. Wir haben vor einiger Zeit mitten in der Lagune auf der kleinen Insel übernachtet. Es war wunderbar idyllisch. Allerdings waren wir vor dem großen Feuer da und ich weiß leider nicht, wie es dort heute aussieht.
WA: Wird Captain Pieter Strauss weiter ermittelt? Und wenn ja, wann können wir mit dem nächsten Teil rechnen?
JS: Ich glaube, Pieter und Nick wären sehr enttäuscht, wenn ich sie nicht wieder ermitteln lasse. Außerdem möchte ich zu gerne wissen, was mit Pieters Liebesleben passiert. Ich habe ihm ja doch den ein oder anderen Stein in den Weg gelegt. Gerade vor ein paar Tagen hat er mir übrigens erzählt, dass er demnächst seine Eltern in der kleinen Karoo besuchen möchte. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass er dort auch die ein oder andere Leiche finden könnte …
WA: Zum Schluss, wie hebt sich Dein Krimi von anderen Krimis ab? Sozusagen Dein Alleinstellungsmerkmal.
JS: In meinen Krimis muss der Ermittler kein gebrochener, drogen- oder alkoholsüchtiger Griesgram sein. Ich finde es viel erfrischender, wenn es Menschen mit ganz normalen Alltagsproblemen sind. Da kann es sein, dass eine Hamburger Cafébesitzerin bei ihrem Urlaub über einen Toten stolpert oder mein Captain von der Kapstädter Spezialeinheit eigentlich viel lieber mit seinen Freunden Rugby spielen geht, anstatt sich mit Morden herumzuschlagen. Darüber hinaus sind die Schauplätze meiner Bücher ein wichtiger Bestandteil der Erzählung. Ich schreibe nie über Orte, die ich nicht selbst kenne. Nur so kann ich meinen Lesern ein Gefühl dafür geben, wie es dort aussieht, wie es riecht und wie es sich anfühlt.
»Tod am Kap – Captain Pieter Strauss ermittelt«, Joyce Summer, BoD Verlag, 340 Seiten, als Taschenbuch und Ebook
Mehr Informationen über Joyce Summer und ihre Krimis: https://www.joycesummer.de.