14 Tage sind vergangen, seit wir im Kwapa Camp angekommen sind, und die Erfahrungen, die wir hier sammeln durften, haben mich bereits geprägt.
Die Tage beginnen früh, vor Sonnenaufgang, wenn die Welt um uns herum erwacht. Der morgendliche Ruf des Red-billed Spurfowl ist der zuverlässigste Wecker um 4.00 Uhr morgens. Nach einem heißen Tee oder Kaffee und einem kurzen Briefing starten wir um 5.15 Uhr in die morgendlichen Aktivitäten – sei es ein Fußmarsch durch das Buschland oder eine Fahrt mit dem Geländewagen. Wir haben in den ersten Nature Guiding Trainingseinheiten gelernt, wie ein guter Nature Guide nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch Sicherheit, Wünsche der Gäste und ethisches Verhalten in den Mittelpunkt stellt.
„You have to own the vehicle“ ist einer der Sätze, der mir von Godwin, unserem Trainer hier im Kwapa Camp, besonders in Erinnerung geblieben ist.
Nature Guiding bedeutet nicht nur präzise Briefings, der achtsame Umgang mit Gästen, klare Regeln für Begegnungen mit der Tierwelt und dann das vermitteln von faktischem Wissen. Es ist vielmehr die Gabe deine Gäste mit Geschichten aus dem Ökosystem des Okavango Deltas zu unterhalten und 3 Stunden zu faszinieren.
Seite 1 des Nature Guiding Manual: „The roles of a nature guide is to create a wilderness experience for guests …and to create a sense of awe and wonder of the environment.“
Das erfordert richtig Konzentration bei gleichzeitigen Lenken des Jeeps, Ausschau Halten nach Tieren, Spuren und besonderen Landmarks, ebenso wie das Einprägen der Fahrtroute, denn es gilt auch zuverlässig den Weg zurück ins Camp zu finden. Nicht selten bin ich recht geschafft nach so einer Tour.
Ein Aspekt, der mich besonders bewegt, ist die Kraft des Storytellings. Jedes Tier, jede Pflanze und jede Spur erzählt eine Geschichte, die die Zusammenhänge und den Kreislauf des Lebens im Delta offenbart. Dabei geht es nicht nur um die Jagd nach den großen Big Five sondern auch um das Studieren von Gesteinsformationen, die Botswanas Erdgeschichte erzählen, und das fragile Wechselspiel von Klima und Ökosystem.
Jede Art, jeder Baum und jedes Gras hat seinen Platz in diesem komplexen ökologischen Geflecht. Wir haben Fährten gelesen, Gräser berührt, die heilenden oder gefährlichen Eigenschaften von Pflanzen gelernt und den Prinzipien der ökologischen Tragfähigkeit gelauscht. Ins besondere auch die Auswirkungen des fehlenden Regens, der sich hier die letzten drei Jahre immer deutlicher sichtbar werden lässt.
Verantwortung in der Wildnis
Nature Guiding und Naturschutz sind nicht nur Theorie, sondern gelebte Praxis. Sensible Wildtiere, wie Leoparden oder Hyänen, erfordern besondere Aufmerksamkeit und Respekt. Besonders Leoparden sieht man hier im Kwapa Camp relativ oft. Wir haben gelernt, auf ihre Körpersprache zu achten, Abstand zu wahren und den Tieren die Comfort Zone zu geben, die sie brauchen. Die Arbeit als Nature Guide ist untrennbar mit diesen ethischen Prinzipien verbunden – eine Haltung, die mich nachhaltig beeindruckt.
Höhepunkt der Woche: Wildhunde auf der Jagd
Ein unvergesslicher Moment war ein Game Drive, der uns zu einer Gruppe Wildhunde führte. Eine Gruppe von über 50 Tieren, die zu den effizientesten Jägern der Savanne gehören, zeigten ein beeindruckendes Schauspiel. Wir beobachteten, wie sie mit präziser Teamarbeit ihre Beute einkreisten. Ihre Körpersprache, das helle Fiepen zur Kommunikation und die blitzschnellen Bewegungen hinterließen uns staunend.
Wildhunde sind wichtig für das Ökosystem: Sie halten die Populationen der Beutetiere gesund und in Balance. Es war ein Moment, der uns nicht nur das Verhalten dieser Tiere näherbrachte, sondern auch das tiefere Verständnis für die Zusammenhänge der Natur verstärkte.
Nature Guiding in der Wildnis – ein Blick auf das Wesentliche
Die letzten 14 Tage waren intensiv, fordernd und voller magischer Momente. Das Leben im Kwapa Camp hat bisher gelehrt, die Natur nicht nur zu sehen, sondern sie zu verstehen und respektieren. Dieses Wissen wird uns begleiten – nicht nur als Nature Guides, sondern auch als Menschen, die wieder stärker mit der Natur vernetzt sein möchten.