„Man kauft nie ein Haus, sondern immer die Aussicht“, sagt ein englisches Sprichwort.
Eigentlich wollte ich nie ein Haus bauen. Eigentum verpflichtet. Eigentlich, denn 2005 nach den ersten großen Reisen mit der Familie ins südliche Afrika fasste ich den Entschluss es in der Kapregion zu wagen und in Grund zu investieren. Auch wenn es erst einmal ein Grundstück war, denn die Fussballweltmeisterschaft stand ja 2010 in Südafrika vor der Tür und der damit verbundene wirtschaftliche Aufschwung versprach eine sinnvolle Investition. Mein Freund Bernhard, der mit seiner Familie in Kapstadt lebt, bat ich mir Bescheid zu geben, falls er einmal von einem passenden Grundstück hören sollte.
2007 war es dann soweit. Bernhard erzählte mir von einem im Entstehen begriffenen Estate, dass in der Nähe von Hermanus, eine Stunde westlich von Kapstadt liegt. Obwohl ich es mir damals nicht einmal persönlich angeschaut habe, habe ich zugeschlagen und 1/50 von 50 ha erworben mit einem Baurecht auf 1000 Quadratmeter. Ich vertraute auf sein Urteil, der Tatsache dass auch 4 weitere Münchener gekauft haben und ausserdem hat mich die Lage, nur 45 Minuten vom Capetown International Airport überzeugt.
2009 bin ich das erste Mal hingefahren.
Nach zwei Jahren der erste Trip zum Grundstück. Landen im Capetown International um 12.30 Uhr, Auto leihen und die knappe Stunde Richtung Hermanns westwärts durch Sommerset West (übrigens mit der größten deutschen Enklave) über den San Louwry Pass, an Elgin vorbei, über den Howhoek Pass runter nach Bot River. Von dort ist es nicht mehr weit zum Maremmana Estate, dass auf dem Weg nach Hermanus liegt. Um kurz nach 14.00 Uhr stand ich dann vor dem Eingangstor.
Ein schmaler Weg führt zwischen jung gepflanzten Bäumen hindurch und endet am Horizont. Das schönste am Estate sind die weiten Blicke, die Ruhe, die Aussicht und die Sonnenuntergänge. Das wurde mir gleich am ersten Tag bewusst. Ein eigener Süßwassersee direkt vor dem Haus lädt zum schwimmen ein und es gibt viele Wege für schöne Spaziergänge. Hier kann man wunderbar Ruhe und Abgeschiedenheit vom hektischen Alltag genießen, an neuen Ideen basteln und in eine andere Welt 12.000 Kilometer südlich von München eintauchen. Überhaupt, viel südlicher geht nicht ausser man will auf der Antarktis bauen.
2010 reifte dann der Entschluss ein Haus zu bauen.
So als familiäres Refugium für unsere Afrika-verliebte Familie. Mit der Hilfe von Neel S., einem örtlichen Architekten plante und gestaltete ich das Haus. Skype, Sketch up von Google und ein reger Email Verkehr machten Entwurf, Planung und Begleitung über eine Distanz von 12.000 Kilometer möglich. Überhaupt waren wir nur dreimal unten: zur Grundsteinlegung, zum Richtfest und Auswahl der Armaturen, Fliesen Farben und weiterer Details und am Ende zur Abnahme. Sehr schlankes Management für einen Hausbau. Aber ich hatte mit Neel und Hennie H. als Bauunternehmer zwei gute Partner, die mir ein tolles Haus hingezaubert haben.
Blaupause für die architektonischen Grundzüge sind die typischen kapholländischen Häuser. Grundregel ist, dass sie mindestens immer doppelt so lang wie breit gebaut sind und die Seiten den Kamin bzw. die offene Feuerstelle integrieren. Wir haben diese Bauart dann modern interpretiert. Zwei Baans, so nennt man dort die einzelnen Baukörper, liegen parallel und sind durch eine offene Küche verbunden.
Das „erste“ Haus beherbergt Gäste mit einem eigenen Bad und Wohnzimmer. Das „zweite“ Haus ist im EG komplett offen und hat einen zweiten Stock mit Schlafzimmer, eigenem Bad und Ankleide.
Heute drei Jahre nach Fertigstellung genießen wir die Zeit dort, wenngleich sie immer viel zu kurz ist. Der Garten, die Bäume, die Nachbarschaft, alles nimmt nun langsam Gestalt an, aber wie sagen die Afrikaner. „Die Europäer haben die Uhr, wir haben die Zeit. “