Mit einem Mokoro im Okavango Delta
Die schier endlos mäandernden Flussläufe des Okavango Deltas glitzern in der Morgensonne. Vor uns dümpeln drei Mokoros, die uns gleich in das größte Binnendelta der Erde führen und uns auch Schutz vor Hippos und Elefanten bieten sollen. Angeblich sind Mokoros das ideale Gefährt um dem geschützten Habitat für eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren näher zu kommen. Ich bin gespannt.
Seit zwei Tagen bin ich in der Lodge Little Vumbura zuhause. Auf einer kleinen Insel gelegen, liegt das Camp im Norden des Okavango Deltas. Ich wohne in einem der sechs zauberhaften Safarizelten, die im Schatten alter Bäume liegen und direkt vom Bett aus einen Blick auf einen Seitenarm des Deltas erlauben. Das Besondere an Little Vumbura ist für mich aber seine Aussichtsterrasse. Von hier habe ich einen herrlichen Blick über Schilf, Wasserlilien und die Wasserläufe und wenn wir abends zusammen mit den Rangern unter Sternenhimmel das Essen geniessen und die Erlebnisse des Tages teilen, dann macht sich eine herrliche Zufriedenheit in mir breit.
Little Vumbura ist Teil eines Gemeindeprojektes und möchte die Bewohner des Okavango Deltas am wachsenden Tourismus teilhaben lassen. So kommt auch John unsere Ranger und Bootsführer aus einer nahen Gemeinde. Heute ist er nicht Ranger sondern Poler. Mit langen Bambusstäben ausgerüstet, navigieren die Poler die ursprünglich aus Holz gefertigten Einbäume durch die Wasserläufe. Wer schon mal in einem Kajak gesessen ist, kann sich vorstellen wie wackelig so ein Mokoro sein kann. Daher heißt es ruhig halten, wenig bewegen und sich auf den Poler John verlassen. Er steht am Heck auf einer Plattform und treibt das Mokoro mit einer langen Stange voran. Das Okavango Delta sind 5.700 Quadrat-Meilen, die von Wasser geformt und von oben wie eine abgeflachte Pfanne aussehen. Dahe sprechen die meisten Guides auch vom Okavango Pan-Handle. Hier mitten im Delta gleitet die Wasseroberfläche an uns vorbei und seine glasige Oberfläche wird nur gebrochen durch Inseln, Vegetation und Kanäle.
Was für eine Abwechslung ohne Motorengeräusche
Das Fehlen eines Außenbordmotors stellt vollkommene Ruhe sicher und das flache Design des Mokoros verschafft uns Zugang zu Teilen des Deltas, die sonst unzugänglich wären. Wir beobachten die Webervögel bei Ihrem Hausbau genauso wie eine Antilope, die in das Wasser watet, um zu trinken. Mit ihren schillernden Flügeln sind auch die Libellen eine Offenbarung. Ebenso wie die Schmetterlinge und Vögel (Goliath Reiher, Fischadler, Malachit Eisvögel), die auf den vielen Grashalmen, Baumstümpfen oder abgestorbenen Ästen sitzen und die Abendsonne geniessen. Ein Boot hat sogar einen Glasboden, durch den der gefleckte und silbernen Wels und der afrikanischen Hecht bei ihren Unterwasserstreifzügen zu beobachten sind. Die einzigen Unruheherde sind die Nilpferde. Unser Poler John achtet darauf nicht in Ihre Nähe zu kommen, da schon so manches Mokoro bei Auftauchen der Hippos umgekippt ist.
Zum berühmten Sundowner Cocktail geht es auf eine kleine Insel.
Eine Schneide führ durch dickes Schilf zum Ufer. Wir ziehen die Mokoros an Land und machen es uns auf den umgestürzten Bäumen gemütlich. John holt die Kühlbox und schon spiegelt sich die Abendsonne in den glitzernden Eiswürfeln, die unser Abendbier oder Gin Tonic kühl gehalten haben. John zeigt uns noch die Spuren einer Elefantenherde, die hier auf der Insel halt gemacht haben. Nicht zuletzt die umgestürzten Bäume auf denen wir sitzen, sind Opfer des Abendmahl der großen Dickhäuter geworden.
Nach einer guten Stunde machen wir uns wieder auf. Die Sonne steht bereits hinter den Bäumen am Horizont. In der Ferne sehen wir die Lichter des Camps leuchten. Mit gemächlichen Stößen schiebt John unser Mokoro in Richtung Little Vumba.