Gerade ist noch tiefste Stille. Eine kühler Nachtwind weht durch das kleine Fenster über unserem Doppelbett. Kein Geräusch drängt aus dem Busch.
Dann plötzlich der erste Laut.
Afrikanische Kapturteltauben begrüßen sich mit dem ersten typischen Gurren. „Kuk-Kuuh-kuk.“ Gefolgt von dem eulenhaften Gurren einer Senegaltaube „Kuuh-kuk-kuuh“.
Für alle die schon öfter im Busch unterwegs waren, sind dies sehr vertraute Geräusche. Sofort fühlt man sich wieder zurück. Irgendwo im nirgendwo. Dort wo die Stille zum Greifen ist. Und der Horizont endlos. Im afrikanischen Busch.
Diesmal lausche ich diesen Geräuschen noch etwas schlaftrunken in einem privaten Camp am Rande des Krüger National Parks. Der westliche Rand des Krüger National Parks ist schon lange Heimat zahlreicher privater Camps und Lodges. Seit in den 90ern dort die Zäune zum Nationalpark abgebaut wurden, können sich die Tiere frei bewegen. In den typischen Weiten Sabi Sands oder in einem der vielen Lodges in der hügelige Landschaft mit wundervollen Aussichten im benachbarten Balule Private Game Reserve.
Das Camp Mithimkulu hat erst vor einem Jahr geöffnet
Unser Camp Mithimkulu liegt am nordwestlichen Ende des Krüger Parkers am kleinen Lethaba Fluss. Wer den Luxus von Camps wie Londolozi nicht braucht und die Big Five schon oft genug gesehen hat, der ist hier genau richtig. Denn Mithimkulu ist afrikanische Einsamkeit pur, ein grandioser Ausblick über den Fluss und Bushwalks, die deine Aufmerksamkeit auf unzähligen Geschichten lenkt, die die Spuren im Sand nach einer Nacht im Busch erzählen.
Graham ist seit über dreißig Jahren Field Guide, von Zentral-Afrika bis Subsahara. Das Leben im Busch hat ihn früh gepackt und nicht mehr losgelassen. „Mthimkulu war Jahre lang von der Familie Pistorius (die Familie dessen Sohn Oskar Pistorius, ehemaliger Olympiateilnehmer, seine Frau erschossen haben soll) als Jagdfarm gepachtet gewesen.“ erzählt er, „Sie haben auf viel geschossen. So sind die Tiere hier sehr scheu und schreckhaft und man muss sich deren Vertrauen erst umsichtig erarbeiten.“
Umsichtig bedeutet für ihn mit F.W. und Lynn zwei weitere Field Guides engagiert zu haben, die uns auf den Buschwanderungen die kommenden drei Tage begleiten sollen. Wenn man wie wir tausende von Kilometern mit dem Jeep durch den Busch gefahren ist, eröffnen die Buschwalks eine ganz neue Welt.
Es ist die Ruhe des Wanderns, die den Blick auf Details im Busch erlaubt.
Die frischen Spuren einer Stachelschweines. Die synchron ablaufenden Schritte eines Springbocks, bei dem die Hinterhufen exakt auf der gleiche Position der Vorderhufen aufkommen. Oder das feingewebte Netz einer afrikanischen Leopardenspinne, die zwischen zwei Mopanebäumen ihre Fäden gesponnen hat. Little Five anstatt Big Five. Downsizing in Afrika.
Wer sich diese Entdeckung der Langsamkeit gönnen möchte ist, nicht nur in Mithimkulu richtig, sondern wird die Weiten des afrikanischen Busches auch mit ganz nahen neuen Erlebnissen krönen können.